Sand und heiß und sonst nix weiter. So könnte man sich die Landschaft vorstellen, die uns erwartet, als wir uns gleich nach der Marokkanisch-Mauretanischen Grenze, entlang der Eisenbahnstrecke, ins Landesinnere aufmachen. Ja die Wüste ist heiß, 35 Grad und mehr, der Wind streift warm und trocken über die Haut und trägt gierig alle Flüssigkeit weg, sodass man gar nicht spürt, dass man schwitzt. Der Sand ist überall, juckt in den Augenwinkeln und kitzelt einen in der Nase.


Aber er ist keineswegs so gleichförmig und eintönig, wie man das denken mag. Wenn man durch die Wüste fährt, verändert sich die Landschaft stetig. Mal ist der Sand hell, fast weiß, dann wird er rötlich, gelb oder ist teilweise sogar Schwarz. Mal formt er anmutige Dünen auf denen der Wind wellen zeichnet, mal flache Ebenen auf denen er so fest liegt, dass man meinen könnte man fährt schon wieder auf Teer. Und am Himmel ist kaum eine Wolke zu sehen. Die Steine auf dem Weg sind teilweise Brocken, große Monolithen und ein paar Stunden später fährt man nur noch über klein gemörsteren Kies.



Auch die Vegetation in der Wüste bleibt nicht gleich. Zwergenhafte Kräuter, die in den Schatten der Steine vor sich hin kümmern können abgelöst werden von kratzigen Büschen, vereinzelten Bäumen und Dünengras, das auf Hügeln wächst und zusammen mit dem Sand erstaunlich harte Hindernisse für unsere Reifen bildet. Ohnehin haben diese ganz schön Luft lassen müssen, statt 3.5 Bar wird nur mit einem Bar gefahren, wenn der Sand zu weich ist.

Es macht Spaß durch die Dünen zu fahren, im zweiten Gang ordentlich Gas zu geben, wenn man droht sich im weichen Grund festzufahren. Der Motor heult, das Auto schlingert etwas und rutscht dann geschmeidig über das Sandbett oder den Dünenkamm hinunter – irgendetwas zwischen Auto- und Skifahren. In den Pausen gibt es keinen Schatten und der Wind ist ohne Fahrt nur noch heißer.

Wer in der Wüste genauer hinsieht, der findet kleine unscheinbare Blumen, Ameisen, die metallisch leuchten und wie Silbertropfen über den losen Untergrund flitzen. Es gibt Krabbeltiere und Fluginsekten, kürbisartige Gewächse, die mitten in dieser unwirklichen Gegend wachsen können (Achtung giftig, auch beim Anfassen!). Und man findet Spuren von Mäusen, Hasen und Schlangen.





Und überall Kameldung, Kamelherden die über den Horizont ziehen und Kamelskelette, deren Knochen blank gewetzt sind.

Zweimal am Tag – einmal Mittags, einmal wenn es schon dunkel ist – kommt der Zug. Sein Stampfen ist in der Ferne surreal verzogen, erst weiß man gar nicht, was das für ein Geräusch ist, das lauter wird bis es dröhnt. Man sieht das Ende nicht, da ist der Anfang schon wieder in einer Staubwolke am Horizont verschwunden, denn in Mauretanien fährt der längste Zug der Welt ( 2,5 Kilometer lang, über 200 Wagons, gezogen von bis zu 4 Lokomotiven, transportiert er tausende Tonnen Eisenerz über rund 700 Kilometer).

Menschen trifft man auf unserem Weg kaum, wir begegnen einigen Militärs in ihren Posten und einmal anderen Offroadfahrern, weil diese Strecke zu den Bekanntesten gehört. Aus den alten Eisenbahnplanken der Bahnstrecke haben Normaden Zeltgerüste errichtet, über die man schnell Stoffe spannen kann, aber wir finden diese nur unbewohnt vor. Die Pisten sind teilweise gut sichtbar aber machmal auch von Sand verdeckt und vom Wind verwischt worden, sodass wir auf die GPS-Koordinaten unserer Karte vertrauen müssen. Bevor es dunkel wird verlassen wir die aufgezeigten Pfade, steuern die Defender etwas abseits und versuchen eine Stelle zu finden, die etwas windgeschützt liegt. Wir stellen die Fahrzeuge im Winkel auf und befestigen Matten zwischen Karosserie, Rädern und Boden, um dem Luftzug und dem mitgetragenen Sand etwas zu entgehen.

Wir kochen, wir essen und dann geht die Sonne unter und plötzlich verändert sich alles merklich. Der Wind lässt nach, es wir ruhig, es wird kühl, es wird Nacht und der Körper atmet auf, es fühlt sich an als würde man eine Last verlieren. In Wüstennächten gibt es die klareste Luft und die erholsamste Stille, die bis in die zwielichtigen Morgenstunden anhält. Dann fröstelt man noch etwas, trinkt seinen warmen Kaffee, beobachtet wie die Sonne am Horizont ihre ungeheure Kraft sammelt und wappnet sich langsam für einen weiteren heißen Tag in der Wüste.


